Im Mai diesen Jahres hat die Stadt Frankfurt Eva Szepesi die Ehrenplakette überreicht. Damit dankt die Stadt der Wahl-Frankfurterin für ihr unermüdliches Erzählen und Schreiben über die Zeit, in der die Ungarin jüdischen Glaubens von einem auf den anderen Tag übelst beschimpft wurde. Sie war sieben Jahre alt, als plötzlich in ihrer Heimatstadt Budapest kein Kind mehr mit ihr spielen wollte und der Judenstern sie als “unerwünscht” abstempelte. Es war der Anfang eines unfassbaren Leidenswegs, an dessen Ende sie im Konzentrationslager Auschwitz nur in letzter Sekunde dem Tod entronnen ist. Mehr als 50 Jahre lang schwieg die heute 85-Jährige darüber. Heute kann sie darüber sprechen und besucht nun die Leibnizschule Anfang Oktober. Dann werden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 ihr zuhören und Fragen stellen. Außerdem können andere Schüler der Journalismus-AG ihre Fragen, die sie der Zeitzeugin gerne stellen wollen, per E-Mail schicken…
Eva Szepesi lebt heute im Frankfurter Stadtteil Dornbusch und besucht die Leibnizschule im Rahmen des Jahresprojekts “Nachspü/uren”. Darin arbeiten sich die Wahlunterrichtskurse Kunst und Gesellschaftswissenschaften in die Biographien ehemaliger jüdischer Schüler und Lehrer der Leibnizschule ein, sowie der Höchster jüdischen Glaubens, die bis zur Verfolgung und Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten in Höchst gelebt haben. Dieses Projekt wiederum ist das Herzstück des 175-jährigen Jubiläums der Leibnizschule, das diese im aktuellen Schuljahr begeht.
Neben den WU-Kursen hat sich auch die Journalismus-AG in den vergangenen Wochen mit dem Zweiten Weltkrieg und den damals Verfolgten befasst. Sie hat recherchiert: Nicht nur zum ehemaligen Leibnizschüler und Sohn des früherern Inhabers des Höchster Kaufhauses Schiff, Otto Schiff, der heute hochbetagt in Kalifornien lebt. Sondern auch zu Eva Szepesi und ihrem Buch “Ein Mädchen allein auf der Flucht”. Die zahlreichen Fragen, die sich beim Lesen aufgetan haben, wollen sie Eva Szepesi nun stellen.