Märchenhafte Wanderung zwischen den Welten

Warten auf den Märchenprinz heißt heute “Casting-Show”. Alice geht nicht durch einen Spiegel sondern durch ihren Traum ins Wunder-Märchenland, während sich Märchenfiguren ganz irritiert in einer realen Schule wiederfinden: Die Liebhaber des Darstellenden Spiels an der Leibnizschule haben sich mit einem Theaterabend unter dem Titel “Märchen mal anders” spielend zwischen den Welten bewegt – und das alles mit selbst geschriebenen Stücken.

So entpuppte sich der anspruchsvolle Traumprinz aus einer Casting-Show, die der Wahlunterrichtskurs der 8. Jahrgangsstufe entworfen hat, als völlige Niete – ängstlich, pingelig, pienzig und alles andere als gentleman-like stolperte er von einer Panne zur nächsten. Immerhin ließen ihn die Regisseure unter der Leitung von Yvonne Bertelmann zum Schluss noch Einsicht zeigen und sich bei seiner entnervten Partnerin entschuldigen.
Zu Märchenfiguren à la Youtube und Disney-Channel mutierten vier Darstellerinnen aus dem DS-Wahlunterricht der 7. Klassen – schön überzeichnet traten sich Mädchentypen von Zicke bis Depri mit hohen Absätzen auf die Füße – oder nahmen sich und die eigene Handysucht aufs Korn.
Zu klassischen aber durchaus motzigen Märchenfiguren mutierten die Fünft- und Sechtsklässler aus der Theater-AG (Katrin Beez), als sie statt in ihrer Märchenwelt plötzlich in einem Klassenraum der Menschenwelt erwachten, das “Bla-blabla-blabla” des strengen Mathelehrers über sich ergehen lassen und sogar eine reale Klassenarbeit schreiben mussten. Die Erleichterung konnte größer nicht sein, als sie wieder in ihre Welt der Drachen und Hexen zurückkehren durften.
Wirklich witzig fand es dagegen auch das Menschenmädchen nicht, das ein Traum auf die andere, die märchenhafte Seite der Wirklichkeit katapultierte. In wildem Durcheinander stritten sich die Märchenfiguren darum, der ahnungslosen Träumerin ihre Welt zu zeigen. Auch für sie gab es zum Schluss nur noch eins: So schnell wie möglich abzuhauen.
Identitäten testeten auch die Darsteller eines Sprachspiels aus der Theater-AG, während die “Elemente” der Leibniz-Keksmaschine zu Maschinenteilen mutierten und ihre Sprache eindrücklich auf die Laute der Keksproduktion am Fließband reduzierten.
Das Publikum aus Eltern, Lehrkräften und Freunden der Nachwuchschauspieler wollte auf jeden Fall bleiben und belohnte die Mühen des Entwerfens, Sich-Einigens, des Feilens an Text und Ausdruck mit herzlichem Applaus.