Macadamia brennt am längsten – die 5c im Chemielabor der Uni Frankfurt

 

„Das sieht ja wirklich so aus wie zu Hause, wenn wir Ei in die Suppe machen“, stellen Jona und Alexander erstaunt fest und schauen gebannt auf die Bechergläser vor ihnen auf dem Experimentiertisch. Die Nachwuchsforscher der 5c sind im Goethe Schülerlabor der Uni Frankfurt, genauer des Instituts für Didaktik der Chemie, und vermischen gerade Eiklarlösung mit Essigessenz, Alkohol oder Kupfersulfatlösung. Die Eiklar-Station ist eine von zehn Versuchsstationen, an denen die Schülerinnen und Schüler in das Thema „Gesund und fit – Lebensmittel und Ernährung“ eintauchen. Es werden Fett und Stärke in unterschiedlichen Lebensmitteln nachgewiesen, das Aussehen und die Beschaffenheit von Zuckerarten untersucht, Kleister aus Stärke hergestellt – oder eben die Bedinungen untersucht, unter denen sich Eiklar verändert.

Schnell erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass aus dem durchsichtigen Eiklar eine milchig trübe Flüssigkeit wird. Diese Beobachtung machen sie auch beim Erhitzen – es wird weiß wie beim Spiegeleibacken in der Pfanne oder in der heißen Suppe. Sie haben bei diesem Versuch das Eiweiß im Eiklar auf verschiedene Weisen „denaturiert“, das heißt, die Molekülstruktur zerstört. Dabei erfahren sie, dass auch zu hohes Fieber über 40°C, das über mehrere Tage anhält, tödlich sein kann, da die körpereigenen Eiweiße durch Hitze zerstört werden. Das Experimentierprogramm des Goethe Schülerlabors, das die Klasse 5c Anfang Juli in Begleitung ihrer Bilogie-Lehrerin, Jutta Menig-Scholz, und zweier Mütter besucht hat, sorgt immer wieder für Aha-Erlebnisse, beispielsweise als sie die Brenndauer verschiedener Nüsse messen.
„Die Macadamia brennt am längsten!“, stellt Jule fest und an ihrem Messer, auf das die Nuss aufgespießt war, ist nur eine verkohlte Substanz zurückgeblieben. Joel findet die Erklärung: „Das viele Fett brennt richtig lange.“ Bei diesem Experiment wird der hohe Energiegehalt sehr fetthaltiger Nüsse gut sichtbar – viel Fett brennt eben auch lange. Charlotta und Sophie sind beim Betrachten von Haushalts- und Kandiszucker fasziniert vom deren Aussehen: „Das sind beides kleine Kristalle!“
Genaues Hinschauen ist auch beim Stärkenachweis gefragt, wenn sich das zu untersuchende Lebensmittel beim Auftropfen der Lugolschen Lösung schwarz färbt, falls Stärke enthalten ist. Vom Nachbartisch zieht ein leichter Karamellgeruch herüber. Hier sind Antonia und Hannah gerade damit beschäftigt, vier gleich aussehende weiße Pulver in Löffeln über Teelichtern zu erhitzen. Sie wollen herausfinden, welches Pulver Puderzucker ist. Antonia kann das Ergebnis schnell verkünden: „Bei mir ist es Puderzucker, denn Puderzucker karamellisiert!“ An der gegenüberliegenden Laborbank füllt René vorsichtig den selbst hergestellten Kleister in ein Schnappdeckelgläschen. Er hat dazu Stärkepulver in ein Becherglas mit Wasser gegeben und unter Rühren erhitzt, bis ein dicker Brei entstanden ist. „Kann man den denn auch als Kleister benutzen?“, will er von der Betreuerin wissen, die ihm daraufhin versichert, dass er beim nächsten Tapezieren ruhig eine Ecke Tapete damit bestreichen könne.
Dem Fett auf der Spur sind die Kinder an zwei weiteren Stationen: Mit der Fettfleckprobe, dem dauerhaft durchscheinenden Fleck auf Papier, weisen sie Fett in Lebensmitteln nach und an der Station „Warum schmeckt unser Essen?“ erfahren sie, dass sich Salz in Wasser, aber Gewürze wie Paprika und Pfeffer besser in Fett als in Wasser lösen. Zum geschmackvollen Essen gehört also immer eine bestimmte Menge Fett, damit die Gewürze gelöst werden und ihren Geschmack entfalten können. Mit der Zauberschrift aus Zitronensaft, die ihre geheime Botschaft beim vorsichtigen Erwärmen des beschriebenen Blattes über einem Teelicht preisgibt, geht ein erlebnisreicher Laborvormittag zu Ende.
Luis und Erik hätten gerne noch etwas mehr Zeit gehabt, um alle Experimente zu schaffen. Hannah findet es gut, “dass man entscheiden kann, welche Experimente man macht“ und Nikolai hat es „Spaß gemacht, an einem Schultag einmal Wissenschaftler zu spielen“. Mit einem großen Lob für so viel Experimentierfreude und Disziplin wird die Klasse vom Betreuerteam der Uni aus dem Labor verabschiedet.

Text und Fotos: Jutta Menig-Scholz