Leibniz strahlt

Nach den ersten vier Spatenstichen dachten die Eltern: “Das schaffen wir nie!” Der Boden im Hof der Leibnizschule, in dem am ersten Samstag im Juni innerhalb nur eines Tages ein Garten erblühen sollte, erwies sich als steinhart und von Bauschutt durchsetzt. Umso wunderbarer wirkt nun das Ergebnis.

Nach sieben Stunden intensiven Grabens, Aufschüttens, Einpflanzens und Gießens ist eine künstlerische Garten-Installation entstanden, die den Namen “Leibniz-Sonne” zurecht trägt – sie strahlt und lässt jeden strahlen, der vorbeigeht. Sie hätte selbst den guten alten Leibniz, der nicht selten miesepetrig daherkam und es sich nachhaltig mit vielen Zeitgenossen verdorben hat, versonnen lächelnd stehen und schauen lassen.
Iris Gniosdorsch, Lehrerin für Ethik, Philosphie und katholische Religion, hat zum Gedenken an das 300. Todesjahr von Leibniz eine “Leibniz-Sonne” entworfen. Sie symbolisiert mit ihren Elementen – Blumen, Steinen, Wasser, der Linienführung – die großen Ideen des genialen Mathematikers, Philosophen, Historikers und politischen Beraters. Die Aktion ist Teil drei des “Grünen Akkords” – eines dreiteiligen Konzepts zur Belebung und Verschönerung des Schulgeländes. Teil eins blüht bereits – der Leibnizgarten vor den Biologie-Räumen, Teil zwei bilden neue Spiel- und Bewegungsangebote auf dem Schulhof.
Zeitweise rettete nur die Musik aus der großen Box die Arbeitsmoral der Eltern und einiger Schüler, als der Wall aus abgetragener Grasnarbe, einfach nicht größer werden wollte. Doch am Nachmittag sprudelte der Brunnen, 7000 Liter Blumenerde waren verteilt, 200 Pflanzen waren eingepflanzt, 250 leuchtend-orangen Backsteine formten schwungvolle Linien, kein Hagel und Gewitterguss hatte das Werkeln unterbrochen – und während Wolfgang Jäkel noch einen Stapel Steine heranschleppte und ein weiterer Vater einen alten Baumstamm als Sitzgelegenheit an den Rand des Beetes wuchtete, zog über das Gesicht vieler Helferinnen und Helfer ein sehr, sehr zufriedenes Lächeln.
“Es hat richtig Spaß gemacht, mit den anderen Eltern zusammenzuarbeiten, man kommt sich näher”, beschreibt Ali Kassem das gute Gefühl, gemeinsam etwas Schönes geschaffen zu haben. Judith Däne, die einen Sohn in der 5. Klasse hat, findet die Idee besonders schön, dass die zwölf Strahlen der Sonne die zwölf Monate abbilden werden. Denn in jedem Monat wird ein anderer Strahl erblühen. “Das war wie ein Tag Urlaub”, schwärmt Rebekka Ellinghausen, als sie sich am späten Nachmittag auf den Weg macht. Dass der Rücken schmerzt und die Fingerkuppen wund sind vom Anbringen der vier großen Info-Tafeln am Zaun, das hat sie in diesem Moment schon wieder vergessen.