Neugier wecken, zusammen forschen

Man gieße klares Wasser von einem Glas ins nächste – und siehe da! – es wird pink. Beim Umschütten in Glas Nummer drei wird es auf einmal grün. Und spätestens bei Glas Nummer vier entwischt den ersten kleinen Zuschauern im Chemiesaal der Leibnizschule ein fragendes “Hä?!” Damit und dem anschließenden gemeinsamen Rätseln, wie das “Sieben-Gläser-Experiment” wohl funktioniert, ist das Gewollte schon erreicht: Die Neugier ist geweckt, die Grundschüler fangen an, eine Antwort zu suchen. Diese Art des Lernens erlebten die Besucherinnen und Besucher des Tags der offenen Tür überall im Haus… 

…so testen Eltern wie Kinder ihr Wissen in Geschichte und Politik an einem digitalen Quiz zu Europa. In den Musikräumen entlocken sie dem Saxophon oder dem Cello erste Töne. In den frisch sanierten Biologiesälen rätseln Mutter und Sohn an frühlingshaft ausschlagenden Ästen, zu welchem Baum sie wohl gehören. Und auf 20 Quadratmetern Frankreich kaufen die Gäste “Au marché” Äpfel, Bananen und Karotten auf Französisch ein, obwohl sie denken, Sie könnten eigentlich noch gar kein Französisch. Wie viel sie schon wissen, merken auch die Besucher des Englisch-Unterrichts in der Klasse 5d von Frau Pressler. Denn sie verstehen durchaus, was ihnen die jüngsten Gymnasiasten auf Englisch über ihre Schule erzählen und suchen anhanddessen das passende Foto aus der Fotosauswahl am Boden aus. “Bingo” lautet dann das erlösende Wort und die Besucher lächeln über ihren ersten Erfolg an der Leibnizschule.
Dass die Eltern all ihre Fragen beantwortet bekommen, dafür sorgt nicht nur die Schulleitung – Sabine Pressler und Thomas Strauch – in einer angeregten Informationsrunde abseits des Präsentationstrubels. Die Aufnahmekriterien brennen den Grundschuleltern besonders unter den Nägeln. Dazu betont die Schulleiterin, dass in Hessen der Elternwille zähle. Die Schulleitung sehe bei der Anmeldung weder Noten noch die Empfehlung der Grundschule. “Wir nehmen Kinder aus allen westlichen Stadtteilen und von allen Grundschulen”, räumt darüberhinaus Thomas Strauch mit Gerüchten in der Elternschaft auf. Es gebe wieder fünf neue fünfte Klassen, so Strauch. Die Spannung, ob es klappt oder nicht mit einem Platz an der Leibnizschule, wird sich erst im Mai mit dem Bescheid per Post lösen.
Dann ziehen sie wieder weiter: Zum Vorlesen eigener Geschichten in Deutsch, zum Rudern in der Sporthalle, zum Päuschen in der gemütlichen Schülerbibliothek, zu den selbstfahrenden Robotern der Roboter AG oder zum Konzert der Musikklassen. Stolz zeigen dort die Fünftklässler den Zukünftigen die Handhabung ihrer Instrumente – dann spielen die Viertklässler gleich mit bei Funky Music, keck gezupft an Kontrabass, Cello, Bratsche oder Geige. Noch mehr Lust auf Instrumentalmusik machen die Gitarren AG, das Kammerensemble mit dem schon legendären Soul-Solo von Elena Wiederhold und die Big Band.
Nicht nur waren die Räume vielfältig und liebevoll gestaltet, sondern es warteten fast überall Angebote zum Ausprobieren und Mitmachen. “Mir gefällt es gut, dass man überall direkt von Lehrern angesprochen wird”, erzählt schließlich Sylvia Farahani, die mit ihren Töchtern aus Sindlingen gekommen ist. Fragen aus Elternsicht haben auch die Vertreterinnen und Vertreter des Fördervereins sowie des Schulelternbeirates in zahlreichen Gesprächen gerne beantwortet.
Und während die Eltern sich hoch konzentriert informieren, stöbern die Kinder einfach auf eigene Faust weiter. Mara und ihre Freundin wollen wissen, ob sie Trompete spielen können und kratzen begeistert im Latein-Raum Wörter in Wachs-Tafeln. Auf der Bühne im Keller liefert sich derweil die Theater-AG von Michaela Schäfer einen erbitterten Kampf à la “Die Tribute von Panem”. Amin Azaoum und Fanny Dupont (beide 7f) haben mit Daniel Preißmann (Kl.8) ein turbulentes Stück geschrieben, in dem eine gelangweilte Schülergruppe plötzlich weit in die Zukunft katapultiert wird und die unglücklichen Kämpfer der dortigen Hungerspiele retten. Großer Applaus und begeisterte Zurufe belohnen die Darsteller genauso wie das Autorenteam. Überall sonst sind es neugierige Kinderaugen und die Frage “Darf ich das ausprobieren?”, die der Schule zeigen: Wir haben euch erreicht.