Mittwoch, 23:00 Uhr: 5000 Sportler baden in einer grandiosen Abschlussveranstaltung, die fünf bestgelaunten Kämpfer aus Höchst mittendrin. "Es war Gänsehaut-Feeling pur, als die ganze Max-Schmeling-Halle die Nationalhymne gebrüllt hat!", schwärmt Trainerin Charlotte Weißenberger. Eine Siegerehrung nach der anderen, unterbrochen von tollen Life acts. Hier ein Eindruck auf Facebook. Als damit "Jugend trainiert für Olympia & Paralympics 2019" zuende geht, wollen alle nur noch eins: Ins Bett. Klar, fast jeder Tag hatte ja auch schon kurz nach fünf Uhr morgens begonnen und anschließend Höchstleistung gefordert. Am Donnerstag bringt sie die Bahn wieder nach Hause.
Mittwoch, 13:06 Uhr: Platz Drei im B-Finale! Was haben sie gekämpft! Trainerin Charlotte Weißenberger ist stolz, stolz, stolz auf ihre Ruderer: "Die Jungs sind super gefahren!" lobt sie ihren Vierer mit Steuerfrau Carlotta. "Fast alle Boote waren gleich schnell. Frankfurt hat eine ganze Zeitlang sogar geführt! Mit einer halben Bootslänge, da kann man keinen Schlag ausruhen!" Das heißt: Superspannung für die Zuschauer und Mega-Anstrengung für die Ruderer. "Dein Gegner ist immer genau neben dir! Mal bist du vorne, mal der anderer." Dann wurde es beim Zieleinlauf noch mal richtig eng. In weniger als zwei Sekunden kamen vier Boote ins Ziel, jede halbe Sekunde ein Boot. "Ein irres Rennen!" berichtet Weißenberger am Telefon. Im deutschland-weiten Vergleich belegen die Hessenmeister also Platz neun.
"Es war ein bisschen schade, dass wir mit der Medaillenvergabe nun nichts zu tun hatten, aber es war ein super Gefühl, dass wir bei all den Booten voll mitfahren konnten!" "All die Boote" bedeutet, dass die Leibnizschüler sich mit den Sportlern von reinen Sportschulen gemessen haben.
"Diese haben nicht nur ganz andere Förderung und Trainingsmöglichkeiten, sondern sie sind fast alle auch schon 17 Jahre alt - unsere Jungs sind 15 und sind im Halbfinale - also im direkten Vergleich mit diesen starken Kandidaten - um Platz vier mitgefahren", erklärt Weißenberger. "Da hat man schon an den Zeiten gesehen: Das wird 'ne superenge Kiste!" Doch ab jetzt wird nicht mehr gerechnet und gezählt, jetzt wird nur noch gefeiert: Um 18 Uhr versammeln sich alle 5000 Sportlerinnen und Sportler zur Abschlussfeier in der Max Schmeling Halle. Jede Menge Musik, Ehrung für alle Erst-, Zweit- und Drittplatzierten aller 20 Sportarten. Mal sehen, ob wir bis Freitagfrüh für euch noch einen Balkon an die Leibnizschule bauen können - für einen würdigen Empfang!
Dienstag, 12.44 Uhr: Braaavoooo! Braaavoooo nach Berlin! Ein dritter Platz im Hoffnungslauf hätte schon genügt, um weiterzukommen. Doch die Fünf vom Main verwandeln die Enttäuschung aus dem Vorlauf in ein kämpferisches: "Na wartet! Euch zeigen wir's!" und fahren als Erste ins Ziel! Ihr Bug ist dem Zweitplatzierten um wenige Zehntelsekunden voraus. Das ist Siegerwillen! Von wegen "Brocken"! Ihr rockt die Spiele! Glückwunsch!! Wir sind bei euch! "Am Mittwoch dürfen wir auf jeden Fall noch zwei Mal rudern", erklärt Charlotte Weißenberger." Am Vormittag entscheidet das Halbfinale darüber, wer ins A- und wer ins B-Finale kommt. Vermutlich wird es B, aber die Hoffnung stirbt zuletzt!"
Dienstag, 11.10 Uhr: Die Hessen-Vertreter bei "Jugend trainiert für Olympia" geben alles, als um 10.30 Uhr der Startschuss an der Regattastrecke in Berlin fällt. Die 16 Grad bei leicht bewölktem Himmel nehmen sie gar nicht wahr, nur die anfeuernden Schreie von Steuerfrau Carlotta. Um 11.10 Uhr meldet Trainerin Charlotte Weißenberger: "Vorlauf ist vorbei. Wir müssen leider in den Hoffnungslauf. Die - pardon - Brocken - von den reinen Sportschulen waren einfach zu starke Gegner. Der nächste Startschuss fällt 12:35 Uhr. Aber wir haben uns schon ein Boot ausgeguckt, das wir schlagen wollen. Dann sind wir auf jeden Fall dabei, denn unser Ziel heißt jetzt: Morgen im Halbfinale starten und damit auf jeden Fall im Kleinen Finale dabei sein!" Das erste Rennen startet um 9 Uhr.
Montag, 23. September: Fabian Moos, Nathan Fischer, Nicolas Zeko und Erik Jannsen samt ihrer Steuerfrau Carlotta Schremb - alle aus der 10c - werden sich auf dem Langen See, der Regattastrecke Berlin-Grünau, mit höchst motivierten, energiegeladenen Ruderern aus zwölf Bundesländern messen. Starke Nerven mussten sie bereits auf der Hinfahrt in Frankfurt beweisen. Ein schwerer Zwischenfall an der Taunusanlage hatte am Sonntag noch den gesamten S-Bahn-Verkehr in der Frankfurter Innenstadt lahmgelegt. Nur dank engagierter Eltern, die kurzfristig die Fahrt mit dem Auto übernahmen, konnte die fünfköpfige Mannschaft den ICE am Hauptbahnhof rechtzeitig erreichen.
Die besten Jugend-Ruderer Hessens erleben eine großartige Eröffnungsveranstaltung am Montagvormittag, dort, wo der Wettkampf "Jugend trainiert für Olympia" vor 50 Jahren begann: im Berliner Olympiastadion. Zum Life Act von Vincent Malin und seinem Song Donner und Blitze und mit der olympischen Flamme im Hintergrund eröffnet Bundespräsident Frank Walter Steinmeier die Spiele "Jugend trainiert für Olympia & Paralympics". Er - und vor allem die Teilnehmer - schreiben so die Sportgeschichte von Jugendwettkämpfen auf höchstem Niveau fort, die am 27. September 1969 begonnen hat. "Ich wünsche mir mehr Teamgeist, nicht nur beim Sport, sondern in der ganzen Gesellschaft", appellierte der Politiker an die jungen Zuschauer im Olympiastadion. "Gewinnen ist wichtig, aber nicht alles. Nicht alle Mittel sind erlaubt, mancher Preis zu hoch, hier, wie in der Politik. Bleibt sauber, bleibt fair."
Nach der Feier lassen die Höchster Jungs samt Carlotta ihr Boot an der Regattastrecke Grünau vermessen und trainieren bei traumhaften 24 Grad und strahlendem Sonnenschein ein letztes Mal vor dem Startschuss am Dienstag. Worum sie kämpfen werden? "Um den Einzug ins Finale", kündigt Charlotte Weißenberger bestens gelaunt an. "Das B-Finale schaffen wir auf jeden Fall", fügt sie hinzu. "Ich denke also, dass wir am Mittwoch auf jeden Fall noch mal rudern dürfen, ob es dann dort für das A-Finale reicht, wird sich zeigen. Das wäre ein Traum!" Dabei ist die Konkurrenz beachtlich. Treten doch Mannschaften aus weiteren zwölf Bundesländern an.
Die Nacht verbringen die Ruderer im A&O Hostel Friedrichshain."Die Küche war mit jeweils 50 aktiven Ruderern aus 16 Bundesländern ziemlich überfordert", berichtet Weißenberger."Die haben Hunger!" Dennoch seien alle satt geworden. Während die Sportler mit der Deutschen Bahn - dem Hauptsponsor der Spiele - angereist sind, kam das Boot auf einem Sammelanhänger zum Berliner Gewässer. Klimafreundlich hatte ein Anhänger sämtliche Boote aus Südhessen abgeholt und zusammen nach Berlin transportiert. Charlotte Weißenberger spricht auch für die vier Jungs und ihre energische Gallionsfigur Carlotta, wenn sie sagt: "Das Gefühl ist großartig, alles ist hochprofessionell, eine grandiose Veranstaltung, das ist Wahnsinn!" Sie werden nun noch versuchen, ein wenig zu schlafen – das beeindruckende Bild von zahllosen Mannschaften vor Augen, die in Landesfarben ins Olympiastadion einmarschiert sind, die Hessen in Rotweiß, angeführt von Fahnenträgern und Schildträgern.