Zonta-Frauen geben mit Stipendien einen Anstoß fürs Leben

"Traut euch in den Naturwissenschaften etwas zu, meldet euch im Unterricht, auch wenn ihr nicht sicher seid, ob die Antwort richtig ist. Denn auch wenn es falsch ist, bringt ihr den Unterricht voran und versteht das Problem besser." Caroline Stadtmüller (10a) gibt diesen Rat allen Mädchen im vollbesetzten Konferenzraum der Leibnizschule. Die Zehntklässlerin bekommt an diesem Abend gemeinsam mit 18 anderen Schülerinnen ein Stipendium verliehen. Mit einer einmaligen finanziellen Unterstützung fördert der Zonta-Club Frankfurt am Main Mädchen mit Talenten in Mathe, Physik oder Biologie, aber auch in Sprachen, im Handwerk oder in der Kunst.

Dabei wollen die Zonta-Frauen - gestandene berufstätige Frauen aus Wirtschaft, den Naturwissenschaften oder dem Bildungssektor - mehr als nur Geld geben. Weltweit engagieren sich 28.000 "Zontians", wie sie sich nennen, für Gleichberechtigung und Bildung, kämpfen gegen Kinderheirat und Gewalt gegen Frauen. Und das allein in Frankfurt schon seit 60 Jahren. "Jeder Club fördert lokale Projekte", erklärt die Präsidentin, Renate Mack. In Frankfurt ist eines davon die Stipendiumsvergabe, für die sich Mädchen aus fünf verbundenen Schulen bewerben konnten: Neben der Leibnizschule sind das die Schiller-, Helmholtz- und Otto-Hahn-Schule wie auch das Gymnasium am Riedberg. Leibniz-Schulleiter Dieter Clemens heißt alle Stipendiatinnen und deren Familien in diesem Jahr besonders gern an der Leibnizschule willkommen, "weil wir nach zwei Jahren der Online-Übergabe endlich wieder in Präsenz diesen Moment erleben können."

Und es ist ein bewegender Moment. Denn jede der jungen Frauen berichtet kurz, was sie gut kann - und wird dazu ausdrücklich von der Schirmherrin des Frankfurter Zonta-Clubs, Dr. Gertrud Traud, ermutigt: "Ihr habt dieses Stipendium nicht durch Zufall bekommen, sondern weil ihr ein besonderes Talent habt", macht sie den weiblichen Ehrengästen dieses Abends klar. Und wenn sie als Chef-Volkswirtin der Helaba hinzufügt: "Ergreift alle Chancen, die euch geboten werden, ergreift Berufe, von denen ihr leben könnt", dann hat das Gewicht. Die 19 "ZONTAlente" haben es in der Person der Festrednerin buchstäblich vor Augen: Mit dieser Haltung kann man es zu etwas bringen, auch in der männlich dominierten Finanzwelt.

Was vermutlich noch tiefer unter die Haut geht, ist die Wertschätzung, die die Schülerinnen der Mittel- und Oberstufe in jeder Geste, im Tonfall, in der Überreichung von Urkunde und Medaille durch lebens- und berufserfahrene Frauen gespiegelt bekommen. So bekommt an diesem Abend auch Elif Atug ausdrücklich Lob ausgesprochen. Die Stipendiatin des vergangenen Jahres hält nicht nur eine Rede vor dem gefüllten Festsaal, sondern die Leibnizschülerin hat

mehrere "Neulinge" vorab kompetent beraten - von der Bewerbung bis zur Auswahl der Förderungs-Wünsche. Durchaus erfolgreich, wenn man bedenkt, dass allein acht Mädchen auf der Stipendiatinnen-Liste Leibnizschülerinnen sind, die ihre Verbindungslehrerin Dr. Jutta Menig-Scholz zur Auswahl angemeldet hat. Elif selbst sagt rückblickend, dass das Stipendium aus ihrem Interesse an Mathematik inzwischen Begeisterung gemacht habe und bedankt sich ausdrücklich bei ihren Unterstützerinnen.

"Das, was Elif für euch getan hat, dazu wollen wir euch alle motivieren", macht die Moderatorin des Abends, Sylvia Sobotta, den jungen Zuhörerinnen bewusst. Ihre Zonta-Clubschwester, Susan Georgijetwitsch, ermuntert sie: "Wir möchten euch zu Netzwerkerinnen machen, schließt euch bald dem Alumnae-Club an. 70 ehemalige Stipendiatinnen seien dort schon über Whatsapp miteinander verbunden. Denn im Geist von Zonta sollten sie nicht nur den eigenen Traum verwirklichen, sondern immer auch andere Mädchen und Frauen dabei unterstützen, ihren Weg erfolgreich zu gehen.

Als dann die Schülerinnen erzählen, wofür Sie ihre Finanzspritzen im Gesamtwert von 7450 Euro verwenden wollen, wird schnell klar: Die Zukunft von Frauen ist digital. So wünscht sich der "Löwinnen"-Anteil der 19 Ausgezeichneten einen Zuschuss zu einem Laptop - häufig, um eigenständig naturwissenschaftliche Interessen intensiv zu verfolgen. Eine von ihnen, Maria Galuschak von der Otto-Hahn-Schule, will jedoch "Menschen mit digitaler Kunst emotional berühren". Daneben stehen pharmazeutische oder juristische Lehrbücher oder Koreanisch- und Französisch-Bücher auf der Wunschliste. Andere wollen an Kursen der Hessischen Schülerakademie teilnehmen, mit einem Spiegelteleskop die Welt erforschen oder einen Schmiedekurs absolvieren, weil sie "zuhause immer schon gerne alles repariert" habe. Das erzählt Jessica Brühl vom Gymnasium Riedberg.

Dass die Stipendiumsvergabe immer rund um den Weltfrauentag am 8. März stattfindet, hat Zonta-Präsidentin Renate Mack schon zu Beginn des Abends erwähnt. Spätestens nach dem Festakt ist allen im Raum klar: Das hier ist keine Leuchtrakete für einen Tag im Jahr. Das wirkt fürs Leben.

Die Stipendiatinnen der Leibnizschule sind: Bellul Tewelde (8e), Caroline Stadtmüller (10a), Johanna Siepelt (9c), Lina Löbig (8b), Marleen Schmiedel (8b), Momna Naeem (8b), Sophie Hörlein (9c), Emilie Baron (10e). Herzlichen Glückwunsch!

Weitere Bilder finden sich in der Bildergalerie.